Graciosa
Die sanfte Insel
Graciosa wurde von der UNESCO zum Biosphärenreservat ernannt. Sie ist die zweitkleinste und flachste Insel des Archipels. Trachit, ein Vulkangestein, das mit der Zeit eine weiße Farbe annimmt, wird häufig als Baumaterial verwendet. Die Siedlungen «Pedras Brancas«, «Serra Branca», «Barro Branco», verdanken diesem Stein ihren Beinamen. Und der Insel Graciosa verlieh er den Titel: weiße Insel.
Die vier Gemeinden der Insel liegen an der Küste oder im Inneren der Insel.
Vulkanlandschaften
Der Kraterkessel «Caldeira da Graciosa» ist Graciosas eindrucksvollste Landschaft. Die elliptische Caldeira entstand bei einem nachträglichen Einsturz des Kraters, hat einen Durchmesser von 1,6 bzw. 0,8 Kilometern und eine Tiefe von 270 Metern. Diese vulkanische Depression ist der Mittelpunkt eines alten Vulkans und gleichzeitig die kleinste zentral gelegene Vulkanformation der Azoren. Ob man zur «Furna da Maria Encantada» aufsteigt oder durch einen Tunnel den Krater betritt, in beiden Fällen erblickt man den weiten Kessel mit seiner üppigen Vegetation. Japanische Sicheltannen, Akazien, Tannenbäume und krausblättriger Klebsame wurden hier angepflanzt und bedecken die grünen Hänge des Kraters. Sie bilden einen wunderbaren Kontrast zur übrigen Pflanzenwelt der Insel.
Die imponierende Vulkangrotte «Furna do Enxofre» (Schwefelgrotte) befindet sich im Inneren des Kraters. Sie ist eine Höhle mit einem gewaltigen Gewölbe von zirka vierzig Metern Höhe. In das Innere und zum Boden der Grotte gelangt man durch einen Turm, der Anfang des 20. Jahrhunderts gebaut wurde, und über eine Wendeltreppe mit 183 Stufen. Die Höhle wird als die Kathedrale der azorischen Vulkane bezeichnet. In ihrem Inneren befinden sich ein See und eine Schlammfumarole. Der typische Schwefelgeruch rechtfertigt den Namen und erinnert an den vulkanischen Ursprung.
Die «Caldeirinha de Pêro Botelho» ist der einzige «Algar» der Azoren mit einer Tiefe von 37 Metern. 1964 erkundete «Os Montanheiros», eine Gesellschaft zur Erforschung vulkanischer Phänomene, diesen Vulkantrichter. Dieser «Algar» ist aber nur erfahrenen und gut ausgerüsteten Kletterern zu empfehlen.
Der «Pico Timão» ist einer der größten Schlackenkegel der Insel Graciosa, der mit der «Ponta Lagoa – Arrochela» beim letzten Vulkanausbruch vor zirka 2000 Jahren entstand.
Küstenlinie
Die felsige und zerklüftete Küste der Insel birgt einzigartige Landschaften. Besondere Aufmerksamkeit verdienen die hohen und schroffen Steilhänge der «Serra Branca» und der «Ponta da Restinga», die zu den leicht erhöhten Küsten der Buchten von Vitória, Folga, Barra und Porto Afonso abfallen.
Vom einzigen Sandstrand der Insel kann man die Felseninsel «Ilhéu da Praia» sehen. Dieser grün bewachsene Fels ist Nistplatz des einzigen endemischen Meeresvogels der Azoren des «painho-das-tempestades-de-monteiro». So wurde dieser Platz zum besonders geschützten Vogelschutzgebiet, zur «Zona de Protecção Especial», erklärt.
«Ponta da Barca» ist der höchste auf den Azoren liegende Leuchtturm. Von ihm hat man einen grandiosen Blick auf den Ozean und auf eine vom Meer geformte Felseninsel, die «Ilhéu da Baleia». Sie sieht aus wie ein riesiger Wal und ist ein Wahrzeichen der Insel Graciosa. Und wenn die Sonne über dem steinernen Wal untergeht, wünscht man sich nirgendwo anders hin
Graciosa ist 12,5 Kilometer lang und maximal 7 Kilometer breit, hat eine Fläche von 60,66 km2 und zählt 4 391 Einwohner (Daten von 2011). Sie ist die am weitesten nördlich gelegene Insel der Zentralgruppe. In einer Entfernung von 37 Kilometern liegt São Jorge, die ihr am nächsten liegende Insel. Der höchste Punkt der Insel, 405 Meter, befindet sich auf der «Caldeira» und liegt auf 39º 01‘ 17‘‘ nördlicher Breite und 27º 57‘ 59‘‘ westlicher Länge.